Agoraphobia - The Fire Inside
Ein kleiner zerzaust-langhaariger Metaler steht vor einem großen Platz. Panik ergreift ihn beim Anblick der unüberwindbar scheinenden Distanz bis an das andere Endes des Platzes. Der Puls schnellt in die Höhe und der Schweiß tränkt langsam die Kutte. Dann setzt die Hyperventilation ein und das Herz des kleinen Metalers fühlt sich an, als ob es in der Brust zerbersten wolle. Dann wendet er sich ab vom Platz und beschreitet andere Wege. Soviel zum Thema Agoraphobie, der Platzangst. Agoraphobia, die einst als Death-Metal-Band am Ende der 80er aus der Taufe gehoben und 1993 nach der Aufnahme einer LP bereits wieder eingeschläfert wurden, stehen also fünfzehn Jahre später wieder auf den Brettern, die die Metalwelt bedeuten. Im Gepäck haben sie das neue, selbstproduzierte Album The Fire Inside. Man möge mir verzeihen, aber ich fürchte, 1993 habe ich in Sachen Death Metal vermutlich noch in die Windeln geschissen. So kann ich zur ersten Scheibe von Agoraphobia nix sagen. Wenn es aber wirklich lupenreiner Todesstahl war, den sie damals gegossen haben, muss ich sagen, dass die HMS Agoraphobia ganz schöne Schlagseite in Richtung Hardcore bekommen hat. Zumindest habe ich selten eine Band gehört, bei der die Hardcore-Shouts und das Death-Gegrunze so konsequent gleichberechtigt eingesetzt wurden. Für meinen Teil möchte ich allerdings feststellen, dass mir das Hardcore-Gebrülle zu penetrant im Vordergrund steht und die Deathvocals daher viel zu viel verblassen. Die Mucke an sich ist nicht übermäßig brutal auf Death-Geballere getrimmt, sondern hat abschnittsweise eher einen gehörigen Schuss harmloseren Thrash und Melodie im Blut. Dass die Jungs ihr Handwerk verstehen, hört man The Fire Insideauf jeden Fall an. Dass sich eine Band nach zwölf Jahren Abstinenz wieder zusammenfindet, ist auch generell in Ordnung, im Falle von Agoraphobia müffelt das Ganze jedoch ein wenig nach Kalkül. Das Teil ist mir irgendwie ein wenig zu modern und glatt ausgefallen, was wohl wirklich am Hardcore-Anteil liegen mag. So drängt sich mir beim Sound die ganze Zeit über eine Band auf und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass sind Slipknot (Asche auf mein Haupt, jetzt ist es raus, aber hört euch mal die Gesangslinien zu Destroy What Destroys You an). Ich meine, ich würde wirklich gerne den Vergleich zu ihrem ersten Longplayer ziehen und mich eines besseren belehren lassen. So finde ich die Platte allerdings etwas zahnlos und ohne die nötigen Ideen (Vielleicht mal die Handbremse öfters lösen und wie in 666 knüppeln).
Fazit: The Fire Inside geht an mir ziemlich spurlos vorüber. Zu wenig kann ich mit Hardcore anfangen, als dass sich die Musik irgendwie in meinem Hirn festsetzen würde. Sicher sind Agoraphobia keine schlechten Musiker, aber für mich musikalisch zu identitätslos und zu sehr in Richtung "Hauptsache modern" getrimmt. Würden sie noch mehr ihrem sicherlich vorhandenen aggressiven Potential gerecht werden, könnte man drüber reden - so ist für mich dieses Mal nicht mehr drin als eine eher mittelmäßige Bewertung.
Wertung: 5,5 / 10
Gesamtlänge: 50:00
Label: Eigenproduktion und Vertrieb
VÖ: 12.06.2008
Tracklist
1. The Fire
2 .In Flames
3. Fed Up
4. The End Of Silence
5. The Bait
6. 666
7. Burning Alive
8. Raise A Fist
9. Coming For You
10. Destroy What Destroys You
11. Sometimes....
Website der Band: www.agoraphobia.de
Myspace:www.myspace.com/ index.cfm?fuseaction=user.viewprofile&friendid=14184775
Bearbeitet von stalinorgeler an 10.09.2008, 16:52
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Life is short... when reflecting of how long you will be dead!