Urza - The Omnipresence Of Loss
Ich kann mich noch ganz genau an mein erstes Mal erinnern. Es war ein warmer Sommerabend im Jahr 2003. Ich war zu jung, zu unerfahren. Einfach noch nicht bereit dafür. Um ehrlich zu sein wusste ich gar nicht wie mir geschieht. Klar, ich hatte von Freunden schon viel davon gehört. Und natürlich stellt man sich schon einiges darunter vor – aber als es dann endlich soweit war hat mich die Situation schlicht und ergreifend überfordert.  Es war zu früh für mich. Erst viel später habe ich verstanden was genau an diesem verhängnisvollen und doch wunderschönen Abend passiert ist. Ihr Name war Pantheist.
Die belgische Band hat mit Urza aber nichts zu tun. Ausser vielleicht einer Sache: die Art und Weise wie mich ihr Debüt fasziniert. Eines vorweg: in den letzten 16 Jahren habe ich mich intensiv mit dem Genre Funeral Doom Metal beschäftigt und es verstehen und lieben gelernt. Was mir aber bis heute nicht in den Kopf geht ist, wie es Bands schaffen bereits mit der ersten Veröffentlichung ein derartiges Machtwerk zu erschaffen. Und ja, ihr merkt es schon, Nabu hat mal wieder die Rosa Brille auf. Die Jungs aus Berlin haben bei mir mit «The Omnipresence Of Loss» einen Nerv getroffen. Und zwar von Anfang an. Wenn der Opener «Lost In Decline» gemächlich anrollt denkt man sich erst noch, dass hier alles nach Plan läuft – etwas dunkler, tiefer und bedrohlicher als sonst, aber im Grossen und Ganzen wie man es kennt. Aber genau in dem Moment in welchem sich die durchschnittliche Band mit langsam und düster zufrieden gibt erhöhen Urza das Tempo minimal. Dies führt nicht nur dazu, dass der Song unerwartet aufgelockert beziehungsweise bekannte Strukturen aufgebrochen werden sondern reisst den Hörer auch auf eine nicht ganz selbstverständliche Art und Weise mit. Und das passiert in den ersten drei Minuten – von 17. Die rituellen Beats, die gequält klingenden aber doch eher bestimmt befehlend wirkenden Vocals und die zeitweise fast surreal erscheinenden Melodien, erzeugen eine Atmosphäre die zumindest mir persönlich als beinahe perfekt erscheint. Ich bin gefangen im makellos durchdachten Minimalismus der viel zu verspielt ist um monoton zu wirken.
Klingt jetzt alles etwas wirr? Vielleicht. Aber das wirklich Schlimme ist, dass das Ganze hier meine Gedanken der ersten zehn Minuten beschreiben – bei einer Laufzeit von über einer Stunde. Somit dürfte es auch den intellektuell nicht ganz so begabten schlüssig sein, dass es absolut keinen Sinn ergibt hier zu jedem der fünf Songs eine (bestimmt viel zu kurze) Beurteilung abzugeben. Urza drückt uns mit «The Omnipresence Of Loss» ein Debüt auf’s Auge welches seines Gleichen sucht. Ein MUSS für jeden Funeral Doom Liebhaber und ein absoluter Tipp für alle die in diese dunkle, tiefe, wunderschöne Schwärze eintauchen möchten.
Anspieltipp: Lost In Decline, From The Vaults To Extermination
Wertung: 9,5 / 10
Gesamtlänge: 1:01:20
Label: Solitude Productions
VÖ: 15. März 2019
Tracklist
1. Lost In Decline
2. A History Of Ghosts
3. Path Of Tombs
4. From The Vaults To Extermination
5. Demystifying The Blackness
Website der Band: Urza bei Facebook
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Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.