Jens
Rydén war in der skandinavischen Metalszene schon sehr bekannt, bevor er überhaupt
eine Band hatte – als Grafikdesigner hatte er sich einen Namen gemacht und
viele Bandschriftzüge entworfen. 1992 gründete er dann zusammen mit seinem
Kumpel und Basser Kristoffer Olivius die Band "Uninterred“. Zunächst werden
die beiden durch "Nocturnal Rites“-Drummer Ulf Andersson ergänzt, kurz darauf
kommen mit Morgan Hansson und Fredrik Degerström zwei Gitarristen dazu und
Jens konzentriert sich voll auf seine Arbeit am Mikro.
Fredrik fliegt allerdings recht schnell wieder aus der Band, mit Andreas Nilsson
ist aber schnell Ersatz gefunden und das erste Demo wird in Angriff genommen
– jetzt schon unter dem endgültigen Bandnamen NAGLFAR. Allerdings bekommt
Ulf die gewünschten Beats nicht so richtig hin und verlässt auch wegen mangelnden
Interesses die Band. Da kein geeigneter Drummer in Sicht ist, wird kurzerhand
zusammengelegt und ein Drumcomputer angeschafft. Mit dem entsteht dann die
"Stellae Trajectico“-Demo. Das Teil kommt so gut an, dass die fünf (inzwischen
hat Matthias Holmgren den Drumcomputer ersetzt) 1995 einen Plattenvertrag
bei Wrong Again Records bekommen und ihr erstes Album "Vittra“ einholzen –
im für höchste Qualität bekannten Abyss-Studio von Peter und Tommy Tägtgren!
Obwohl das Album in der Szene einschlägt wie eine Bombe und die bis dahin
eher unbekannte Band mit Größen wie Slayer und Dissection verglichen wird,
verlässt Matthias die Band wieder.
Mit neuem Fellgerber Matthias Grahn und frischem Elan wird 1998 "Diabolical“
eingehämmert. Mit deutlich weniger Black und kräftigen Death
Parts
überraschten sie die Fans – die einen positiv, die anderen negativ-, die eher
ein düsteres Album à la "Vittra“ erwartet hatten. Es folgten einige Festival-Auftritte
und eine Tour mit Deicide, Six Feet Under und Amon Amarth, aber neues Material
ließ auf sich warten. Der Weggang von Morgan ließ dann auch keine große Hoffnung
aufkeimen, aber Kristoffer hatte ein gutes Händchen bei der Auswahl des Ersatzmannes.
Bewitched-Kollege Vargher, mit bürgerlichem Namen Marcus Norman, bringt frische
Ideen in die Band, und mit neuem Plattenvertrag bei New Hawen Records ausgestattet,
wird 2002 die EP "Ex Inferis“ aufgenommen, die zwar fast nur altes Material
bietet, aber die zwei neuen Songs haben es in sich und geben einen guten Vorgeschmack,
was im Jahr darauf kommen sollte: "Sheol“ knüpft da an, wo mit "Vittra“ aufgehört
wurde, ein pechschwarzes und knallhartes Black Metal-Gewitter wurde auf die
Metallgemeinde losgelassen. Blackie und ich durften uns dann auch im August
2003 von den Live-Qualitäten der Schweden bei ihrem Headliner-Auftritt auf
dem P:S:O:A überzeugen lassen.
Ende 2004 kam dann der Schock für alle Naglfar-Fans: Reibeisenstimme Jens
verlässt die Band! Aber mit der Suche nach einem Nachfolger wurde sich nicht
lang aufgehalten, Kristoffer rasiert sich die Rübe und spielte fortan seinen
Bass am Mikro. Dass er auch da was drauf hat, hatte er ja bereits bei "Setherial“
bewiesen. Mit diesem reduzierten Line Up geht’s dann 2005 wieder ins Studio.
Heraus kommt wieder ein tiefschwarzer, mit feinen Melodiebögen versehener
Hassbrocken namens "Pariah“. Naglfar verstehen es, brutalstes Black-Metall-Geholze
mit eingängigen Melodien zu versehen und so für jeden Extrem-Metal-Fan etwas
zu bieten. Den Bass hat Kristoffer nun vorerst an Peter Morgan Lie
abgegeben, der Ende der 90er kurzzeitig hinter der Naglfar-Schießbude
saß und auf Tour auch schon den 5-String bearbeitet hatte.
Während Jens an seiner Solokarriere mit „Profundi“ arbeitet, basteln
Naglfar an ihrem nächsten Album und mit „Harvest“ erscheint 2007 ein
Album, das den hohen Erwartungen ihrer Fangemeinde gerecht werden
sollte. Danach wird es recht still um die fünf Schweden, und als dann
auch noch bekannt wird, dass Lie und Grahn die Band verlassen haben,
kommen immer mehr Gerüchte in Umlauf, dass Naglfar sich auflösen würde.
Dass diese Auszeit aber zum einen durch den Verlust von zwei
Bandmitgliedern auf der einen und anderweitigen persönlichen
Verpflichtungen auf der anderen Seite begründet war und das Totenschiff
noch lange nicht gesunken ist, beweist das Trio eindrucksvoll mit ihrem
achten Album „Téras“, das seit März 2012 in den Läden steht. Etwas
schwärzer als die Vorgänger, aber immer noch mit ordentlichem
Todesblei-Einschlag setzen sie ein deutliches Ausrufezeichen. Den
Drum-Part haben sich Naglfar von Soilwork-Drummer Dirk Verbeuren
einspielen lassen, auf Tour steht dieser aber leider nicht zur
Verfügung. Allerdings bin ich mir sicher, dass Kristoffer, Marcus und
Andreas auch dafür eine würdige Lösung finden und dass die Auftritte der Schweden
nichts zu wünschen übrig lassen (außer evtl. dem Verlangen nach einer
Flasche Franzbranntwein für die geschundene Nackenmuskulatur).
Steven aka RedDevil // Stand:
06.2012
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