Da ich ja schon die grandiose 7" EP "Covered in Skin" (
Review
10/10) , welche Ende September 2013 erschien, rezensieren durfte, lag es
nah auch ein Interview mit Rico, von Goregast und gleichzeitig
Labelbesitzer von FDA Rekotz, zu führen. Da er ja Bandmitglied und
Labelbesitzer ist, dachte ich mir: Machen wir doch einfach ein Interview
das beide Seiten beleuchtet.
HIO-Martin:
Hallo Rico, was machst du gerade so?
Ricco: Moin Martin. Ich sitze gerade
im Büro, beantworte deine Fragen und auf'm Plattenspieler dreht sich
Doctrine von Pestilence. Draußen geht gerade der Tag vorbei.
HIO-Martin: Goregast: Kurzer
Abriss aus deiner Sicht zur Geschichte für alle die euch noch nicht
kennen. Wie kam es zu dem Namen, wie würdet ihr euch in drei Worten
beschreiben.
Ricco: Goregast sind 2004 aus der Asche von
Distress entstanden, benannt nach Gorgast, einer kleinen gemeinde hier
im Oderbruch. 2005, 2007 und 2011 gab es jeweils ein Album.
3 Worte die uns beschreiben: 1. Death Metal, 2. trinkfest 3. eigenständig.
HIO-Martin: Wie sind die momentanen Fortschritte beim
neuen Goregast Album, wie ist der aktuelle Stand. Seid ihr zufrieden so
wie es läuft? Gibt die 7inch schon die Richtung fürs Album vor oder gibt
es noch ein paar Überraschungen? Die beiden Tracks darauf waren ja eure
bisher längsten, geht es in der Richtung weiter? Kam die Entwicklung
wieder mehr hin zum Deathmetal von allein oder war das so geplant?
3 Worte die uns beschreiben: 1. Death Metal, 2. trinkfest 3. eigenständig.
Ricco: Viele Fragen in einer lieber Martin.
Der Reihe nach. Wir befinden uns noch immer im Songschreibe Prozess, wir
haben alle Familien und eben ein erfülltes Leben abseits der Musik,
daher geht's bei uns leider nicht ganz so schnell wie es vielleicht bei
jungen Bands der Fall ist, die die Zeit haben jeden tag im Proberaum
abzuhängen. Wir sind im Laufe der Zeit auch sehr wählerisch geworden und
wollen auf das kommende Album nur perfekte Songideen packen. Du kannst
schon davon ausgehen, dass es im Stile der "Covered In Skin" 7" auf dem
Album weitergeht. Sicherlich wird nicht jeder Song in diese Richtung
schießen, wir sind da nicht so festgefahren. Unsere Entwicklung hin zum
klassischen Death Metal kam automatisch, wir schreiben Songs ohne vorher
darüber nachzudenken wie er klingen soll, daher ist das reiner Zufall.
Wir sind alle Fans des klassischen Death Metal werden am meisten von
Bands dieser Richtung inspiriert, mögen aber natürlich auch die alten
Grindcore Heldentaten.
HIO-Martin: Die Texte, woher nehmt ihr die Inspiration
dafür bzw was inspiriert euch am meisten beim Texte schreiben. Gibt es
irgendwelche Haupteinflüsse?
Ricco: : Die Texte schreibe ich, meist
handeln diese über den Abschaum der Menschheit, Mörder, Sadisten usw.
Mir fallen diese Sachen immer spontan ein. Eine wirkliche
Inspirationsquelle gibt es gar nicht. Ich fange einfach an und spinne
mir ne Geschichte zusammen. Im Falle von "Covered In Skin" habe ich erst
am Ende gemerkt, dass da sehr starke Parallelen zu Ed Gein waren. Wie
sich ein Text entwickelt ist auch purer Zufall, welche Geschichte daraus
wird beispielsweise. Ich gehe völlig planlos zu Werke.
HIO-Martin: Wo seht ihr euch in
10 Jahren, wollt ihr noch höher hinaus oder ist der momentane
Bekanntheitsgrad völligst ausreichend für euch. Wie zufrieden seit ihr
mit der bisherigen Entwicklung eurer Bandgeschichte. Habt ihr
irgendwelche Pläne mit der Band wie es weitergehen soll oder lasst ihr
kommen was kommt. Was wäre eure Idealvorstellung für die Bandzukunft?
Ricco: Wir haben uns mit unseren bisherigen
3 Alben bzw. die Mischung aus Death Metal und Grindcore immer zwischen 2
Stühlen befunden, gehörten nicht 100% ins eine Lager aber auch nicht
100% ins andere. Das ist dann sehr schwierig für eine Band. Wir denken,
dass wir mit unserem jetzigen Stil endlich angekommen sind und uns auch
zu 100% auf einen einzigen Stuhl setzen können, ohne runterzufallen.
Unser Ziel ist ganz klar eine oder mehrere schöne Touren und ein 4.
Album mit dem wir ausnahmslos zufrieden sind. Der Rest ergibt sich. Wir
sind keine Band die sich jemals irgendwo einkaufen würde, mit dem
Gedanken dadurch "hoch zu kommen.
HIO-Martin: Gibt es irgendwas wissenswertes aus eurem
Touralltag, irgendwelche besonderen Vorfälle, besonders tolle oder
besonders miese Konzerte, aus welchen Gründen auch immer? Oder gibt es
noch andere erwähnenswerte Anekdoten?
Ricco: Wir sind nach jedem Konzert, ob auf
Tour oder Einzelshow emsig damit beschäftigt Alkoholiker in uns
reinzuwerfen, so dass wir meist am nächsten Tag mit Schmerzen zu kämpfen
haben, die dann Abends auf der Bühne aber wieder vergessen sind. Touren
und spielen macht immer Spaß, egal wo, von daher gibt es eigentlich
nichts besonders herauszuheben, weil einfach alles besonders ist.
HIO-Martin: Als Bandmitglied und gleichzeitiger
Labelmensch, ist es da nicht schwierig im Bezug auf die eigene Band
objektiv oder unbeeinflussbar zu bleiben. Ich stell mir das schwierig
vor, gerade wenn man so viele Topbands im Stall hat will man doch mit
seiner eigenen Band nicht abkacken, oder?
Ricco: Goregast wird wie jede andere Band
bei FDA Rekotz behandelt, ich weiß um die Qualität der Band, von daher
habe ich keine Angst, dass wir da abstinken.
HIO-Martin: War die musikalische Entwicklung von FDA
von Anfang an so geplant, hattest du schon bei der Labelgründung einen
Masterplan im Kopf wohin die Reise mit dem Label gehen soll? Was war
überhaupt der Grund für dich ein eigenes Label zu gründen? Und wie
stösst du immer wieder auf so tolle Bands.
Ricco: Anfangs hätte ich nie gedacht, dass
ich mal davon leben kann bzw. FDA Rekotz mein "Beruf" wird. Ich fing im
Dezember 2006 einfach an CDr's zu veröffentlichen von Bands die mir
gefielen. Einfach um aktiv in der Szene zu sein und meinen eigenen
Geschmack zu verbreiten. Anfangs war das Grindcore, Crustcore usw..das
sich dann aber immer mehr Richtung Death Metal entwickelte, weil auch
ich immer mehr zurück zu meinen musikalischen Wurzeln fand. Seit 2009
lebe ich vom Label und bin dementsprechend zielgerichteter unterwegs,
ohne jedoch mir selbst untreu zu werden, denn es werden nach wie vor nur
Bands veröffentlicht, die mir selbst absolut gefallen.
HIO-Martin: Was erwartet uns noch bei FDA, kannst du uns schon was verraten oder eine kurzen Ausblick geben?
Ricco: Ich zähle dir mal die nächsten Releases auf. 25.10. Harm CD, 1.11.Dehuman Reign MLP, 6.12. Slaughterday CD/LP und Derogatory CD/LP. Im Januar dann CD/LP der Kalifornier Morfin.
HIO-Martin: Gibt es Wunschbands bei denen du dir denkst: Die hätte ich auch gern unter Vertrag genommen! Oder gibt es Bands die du gern noch bei dir aufnehmen willst.
Ricco: Ach klar, Wunschbands sind natürlich die Bands meiner Jugend, die wenn sie noch aktiv sind, unter den Fittichen irgend eines großen "alten" Labels sind. Aber sag niemals nie, wer
weiß was noch alles kommt.
HIO-Martin: Wo soll es mit FDA noch hingehen, hast du schon Pläne?
Größer, Höher , Weiter oder eher basisorientiert im Untergrund? Bist du mit deiner jetzigen Labelentwicklung zufrieden?
Ricco: Mit der bisherigen Entwicklung bin ich total
zufrieden und hoffe, dass es genauso weitergeht. Langsam, step by step, nichts überstürzen. Ich hab ja Zeit. Natürlich möchte ich nicht stagnieren und das Label weiter voran bringen und klar basisorientiert auf'm Teppich bleiben ist wichtig, aber da mach ich mir keine Sorgen.
HIO-Martin: Auf der einen Seite bietet ihr tolle und aufwändige Veröffentlichung in raren Stückzahlen oder Formaten, auf der anderen Seite gibts die aber auch als MP3. Ist das kein Wiederspruch für dich?
Ricco: Nö, gibt halt mittlerweile leute, die ausschließlich Musik in MP3 Form konsumieren, sollte ich diese ausschließen? Nee, dit machen wa nich. Ich möchte den Leuten im Idealfall die Wahl zwischen "klassisch" LP, "moderner" CD und "hipster" Download geben.
HIO-Martin: Das Hauptaugenmerk liegt bei euch ja auf Deathmetal mit deutscher Herkunft, ist das gewollt oder eine einfache Entwicklung. Wie betrachtest du als Labelverantwortlicher allgemein die Lage im deutschen Undergroundmetal. Gibt es da wirklich eine momentane "New Wave of
German Death Metal" oder wirkt das nur so?
Ricco: Der deutsche Death Metal findet nun Dank einiger Labels, Konzert und Festivalveranstalter endlich die Anerkennung, die er eigentlich schon immer verdient. Nur hatten in der Vergangenheit weder die Labels noch die Veranstalter den Anus in der Hose, deutsche Bands zu unterstützen. Da musste es unbedingt was aus Übersee sein, weil es sich doch angeblich besser verkauft und da
größeres Interesse besteht. Nun ja, das Gegenteil ist bewiesen. Derzeit ist der deutsche Death Metal weltweit ganz, ganz vorn dabei und brauch sich definitiv hinter nichts und niemanden verstecken. Das bei FDA Rekotz vermehrt deutsche Bands gesigned wurden ist dem Zufall zu verdanken. Wie schon erwähnt sind meine Auswahlpunkte mein persönlicher Musikgeschmack.
HIO-Martin: Hell-is-open gibt einen aus, was bestellst du?
Ricco: Einen halben Liter Radeberger und'n doppelten Mexikaner bitte.
HIO-Martin: Deine drei Lieblingsplatten im Moment? Hast du noch Empfehlungen was wir uns unbedingt mal anhören sollten?
Ricco: Die neue Master, Carcass, Witherscape find ich neben vielen anderen
Sachen ganz cool. Am meisten jedoch ziehe ich mir die alten Klamotten rein, meine Faves sind da Pyogenesis, Carcass, Pestilence, Brutality, Deicide, Cathedral etc..
HIO-Martin: In deiner Freizeit, hörst du da auch noch Musik oder hat man nach Label und Bandarbeit einfach den Kanal voll und möchte mal Ruhe haben? Kannst du überhaupt noch völlig frei und unbelastet Musik hören ohne mit Label oder Bandohren zu hören?
Ricco: Ich höre Musik immer frei von irgendwelchen Label oder Musikergedanken. Wenn es mich berührt freu ich mich, wenn nicht mach ich es aus.. haha..Wenn ich Abends nach 10 Stunden das Büro verlasse ist dann aber auch Feierabend, wir haben im Haus nicht mal einen Plattenspieler oder CD Player.
HIO-Martin: Irgendwelche letzten Worte, gibt es noch was was du uns sagen/mitteilen möchtest?
Ricco: Martin, vielen Dank für das Interview. Ich freu mich schon auf mein Radeberger und Schnäppekin. Leute die bis hierher gelesen haben sind herzlich eingeladen die Goregast und FDA Rekotz Homepages, Facebook Seiten, Konzerte etc. zu besuchen.