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Interview mit Wizard zum 30-jährigen Jubiläum

Foto: Wizard
Die Jungs von Wizard feiern in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Zum Tourstart im Februar 2019 in Hamburg nahmen sich die Herren etwas Zeit um mir einige Fragen zu beantworten.

HIO-Ron: Ihr seid nun schon seit 30 Jahren im Geschäft, heute startet die Jubiläumstour – wie schwer ist es nach einer so langen Zeit noch eine Setlist zusammenzustellen?
Wizard: Gar nicht schwer, wir spielen immer das Gleiche! (ganze Band lacht) Das ist das einfachste von allem. Wir können ja auch nur ein paar, da ist die Auswahl nicht so gross. Wir haben auch einfach keine Zeit neue bzw. alte Sache neu einzuproben. Wir haben eine feste Setlist mit unseren Hits – und wenn wir die weglassen würde wohl keiner mehr kommen. Du suchst dir die Songs raus die bei den Leuten am besten ankommen und dann hast du eine Setlist. Und die bleibt dann einfach bestehen. Ab und zu macht man natürlich mal was besonderes, aber das festlegen einer Setlist ist wirklich unser kleinstes Problem!
HIO-Ron: Was wäre dann das grösste Problem?
Wizard: Nicht krank zu werden. Am Leben zu bleiben (grosses Gelächter). Wir werden ja auch alle älter. Das merkst du schon in den Knochen. Man ist halt keine 25 mehr. Bist du mal so alt wie wir wirst du das auch merken!
HIO-Ron: Das merk ich doch jetzt schon (Anmerkung: ich bin 31)..
Wizard: Ach hör doch auf, du bist doch noch voll im Saft!
HIO-Ron: Voll im Körpersaft höchstens (Anstandslacher der Band). Wenn man bedenkt wie lange es euch schon gibt habt ihr relativ wenige Besetzungswechsel durchgemacht. Was ist da das Geheimnis?
Wizard: Liebe! Freundschaft! Bei uns hat niemals das geschäftliche gezählt sondern immer die Freundschaft. Die Band ist vor 30 Jahren aus Freundschaft entstanden und so ging es auch immer weiter. Wenn du einen Kumpel in der Band hast kuckst du über Kleinigkeiten hinweg. Und manchmal auch über grosse Dinge die dir auf den Sack gehen und sagst «komm, scheiss egal!». Wenn du aber jemanden da hast der Geld pro Abend kriegt weil er mit dir spielt den schmeisst einfach raus, wenn er dir aufn Sack geht, und nimmst den Nächsten.
HIO-Ron: Das heisst der Klassiker, kreative Differenzen, gabs bei euch nie?
Wizard: Die gabs mit Sicherheit. Aber die wurden nie hochgespielt. Das ist wie in einer Beziehung: da gibt es auch immer irgendwelche Meinungsverschiedenheiten. Aber das wurde nie ausgereizt bis zum geht nicht mehr. Da wird drüber gequatscht, das wird geklärt und fertig. Es ist halt wie im Leben auch: manchmal läufts gut und manchmal halt nicht so gut.
(Dano fügt an) Natürlich gibt’s auch mal Differenzen, vorallem wenn was mit der Technik nicht stimmt! In letzter Zeit hab ich nur noch Pech mit der scheiss Technik!
HIO-Ron: Ging ja heute auch schon wieder was hoch. Aber wenn man so lange im Geschäft ist lacht man da doch nur noch drüber, oder?
Sven: Jaja..
Dano: Also heute konnte ich da nicht wirklich drüber lachen weil ich die Ursache kannte. Aber ich bin da auch sehr empfindlich, also wenn meine Technik nicht funktioniert…
HIO-Ron: Nochmal zu Musik: ihr habt regelmässig neue Alben geschrieben. Weniger als andere Bands die’s seit 30 Jahren gibt aber doch mehr als die meisten Anderen. Und jedes Wizard Album ist irgendwie etwas Eigenes, etwas Besonderes. Wie schafft man es auch nach 30 Jahren noch ein Album zu schreiben dass dem Fan gefällt und ihn nicht langweilt – was ist das Geheimnis dahinter?
Wizard: Das Geheimnis ist ganz einfach: du machst dir keine Gedanken darüber wie das letzte Album war. Du machst einfach ein Neues. Du spielst worauf du Bock hast. Daraus entsteht dann ein neues Album. Ganz einfach. Denk nicht über das Alte nach, mach einfach etwas Neues. Die Hauptsache ist dass du beim Songwriting Spass hast. Das trifft dann auch das Herz der Zeit. Beim letzten Album habe ich (Sven) viele Songs geschrieben. Da habe ich mich in meinem Keller verschanzt, mit ner Pulle Jacky, und hatte ein paar geile Abende. Und da ist das einfach, aus dem Herzen, entstanden. Dann gibt jeder noch seinen Senf dazu und am Ende kommt Wizard dabei raus.
HIO-Ron: Also ist jedes Album ein Gesamtwerk aller Bandmitglieder?
Wizard: Jo, jeder gibt seinen Senf dazu. Der Eine kommt mit einer Grundidee die wir uns alle vornehmen. Das Ding wird dann auseinandergepflückt und ja.. beziehungsweise wird dann halt dazugegeben was dazu gehört. Natürlich gibt’s auch Sachen die wir verwerfen. Wenn was nicht so toll ist machen wir das auch nicht. Andere Sachen sind richtig gut wo wir sagen da können wir echt was draus machen. Wie solls auch sonst funktionieren?
HIO-Ron: Wie einfach fällt euch das mittlerweile? Wenn ihr einen Song schreibt – hört ihr sofort ob der ankommen wird oder nicht?
Wizard: Das Songwriting ist gar nicht das Problem – das ist mittlerweile die Zeit. Das man die Zeit hat Abstand von der Familie zu kriegen, Abstand vom Job zu kriegen und einfach nur in sich kehrt und frei ist. Du kannst nur einen geilen Song schreiben wenn du frei bist. Wenn du auf der einen Gehirnhälfte deinen Sohn hast der dir gerade auf den Sack gegangen ist bist du nicht frei und dann kannst du auch nicht schreiben. Und DAS ist das Problem. Du musst die Zeit finden um frei zu sein um geile Song zu schreiben. Das Schreiben selbst ist nicht so das Problem.
HIO-Ron: Ist das auch ein Element das hilft? Das man eben NICHT der Vollzeitmusiker ist sondern auch noch Arbeit und Familie hat, als Gegengewicht zur Musik?
Wizard: Mit Sicherheit. Wenn du nur noch Musik machst wirst du irgendwann auch Betriebsblind. Und so bist du zwar erstmal abgelenkt durch die ganze Scheisse die drum herum ist – aber wenn du dann die Zeit findest um dich auf die Musik zu konzentrieren hast du gleich einen ganz anderen Spirit als wenn du da die ganze Zeit drinsitzt.
HIO-Ron: In den letzten 30 Jahren hat das für euch ja super funktioniert. Wizard hat sich stetig weiterentwickelt ohne sich zum Negativen zu verändern – wie lange geht das noch so weiter?
Wizard: Bis das der Tod uns scheidet! Bis der erste den Arsch zukneift – kann heute Abend schon sein (alle lachen)! Solange die Band zusammen ist und alle den selben Gedanken haben geht’s immer weiter. Egal was kommt.
Arndt fügt an: ich bin jetzt gerade mal fünf Jahre dabei, kenn’ sie aber alle seit über 30 Jahren. Wir sind zusammen in Bocholt gross geworden und ich habe immer verfolgt was die gemacht haben – und auch immer bewundert. Vor allem diesen Zusammenhalt. Jetzt bin ich Teil der Band und darf mit zusammenhalten. Und ich kann sagen das Band ist diese Freundschaft. Und das der Metal einfach alles zusammenhält. Alle ticken gleich und haben Bock auf Wizard-Mukke.
Sven ergänzt: und ich muss auch sagen dass ich nach 30 Jahren immer noch heiss bin. Ich hab Bock. Ich hab Bock heute Abend hier zu spielen. Ich hab Bock auf das nächste Album, Bock auf Tourneen. Ich mache das gerne, das bereichert mein Leben.
HIO-Ron: Darauf komme ich gleich nochmal zurück. Eine Frage noch an Arndt: seit fünf Jahren bist du nun Teil von Wizard. Aber nicht das Küken, da ihr euch ja alle schon kanntet. Auch für die Anderen bist du ja quasi kein neues Bandmember sondern jemand der schon immer da war und nun halt mitspielt.
Sven: ja, es ist ein weiterer Freund dazugestossen. Wir haben damals in der Schule zusammen abgehangen, am Wochenende in der Kneipe oder ab in die Disse.
Arndt: Und auch immer auf irgendwelchen Partys getroffen. Wir waren halt immer zusammen. Wir hatten auch ne geile Szene bei uns im Bocholt und das tragen wir halt mit. Das ist das grosse Vermächtnis und da bin ich auch mega stolz drauf. Das ich mit den Jungs die ich vor 30 Jahren kennen gelernt habe immer noch Musik machen darf. Wir haben in den ganzen Jahren auch zwischendurch immer mal wieder in irgendwelchen Projekten zusammengearbeitet, also da hatte man immer irgendwie seine Finger mit im Spiel.
HIO-Ron: Wizard hat so lange bestehen können weil ihr so eine enge Freundschaft pflegt – hat umgekehrt auch Wizard dabei geholfen die Freundschaft zu erhalten?
Wizard: (einstimmig) Ja, auf jeden Fall!
Snoppi: Ich habe mal in einem Ort gewohnt der etwas ausserhalb lag – hätten wir die Band nicht gehabt hätten wir uns da auch nicht mehr so oft gesehen. Von dem her hängt das schon zusammen, klar. Es ist einfach eine Familie.
HIO-Ron: Die Wizard Familie. Ich finde das merkt man euch auch an. Noch schnell zur Zukunft: ihr habt Bock auf neue Alben und neue Tourneen. Jetzt steht erstmal die Jubiläumstour an. Was kommt danach?
Wizard: Wir haben jetzt mehr oder weniger damit angefangen Songs zu schreiben. Wie gesagt, wir suchen die Zeit dafür – und schreiben sie dann. Ich sag mal so: das Ziel ist es schon dass die Songs für das nächste Album bis Ende des Jahres stehen. Das ist mein persönliches Ziel (sagt Sven). Das wär das nächste Highlight nach dem 30-jährigen Jubiläum.
HIO-Ron: Wird auch schon weiter geplant? Nächste Tour? Oder macht ihr das Schritt für Schritt?
Wizard: Da muss man einfach schauen was sich ergibt. Wir können auch gar nicht sagen was wir in zwei oder drei Jahren machen. Dafür ist das einfach zu unüberschaubar. Träumen können wir aber alle. Die letzten Spanien-Tour zum Beispiel war mega cool. Das wäre auch ein Highlight für das Jahresende da nochmal eine Woche aufzutreten. Aber erstmal nehmen wir die Termine wahr die wir schon fest haben. Und alles andere wird kommen.
HIO-Ron: Ganz frech gefragt: gibt es noch einen realistischen Wunsch was ihr mit Wizard noch machen wollt?
Sven: Also ich würde gerne mit Wizard in Japan noch eine kleine Tour machen. Und Südamerika!
HIO-Ron: Japan und Südamerika sind ja auch bekannt dafür sehr empfänglich für (deutschen) Metal zu sein – habt ihr da bzw. wisst ihr da von Fans die auf euch warten?
Sven: Ich denke schon. Ich war im November mit meiner anderen Band (Feanor) in Sudamerika auf Tour und das war schon echt geil. Da waren auch viele Leute da die Wizard geil finden und es sehr genossen haben dass ich da gesungen habe. Das war schon cool und ich kann mir gut vorstellen das wir mit Wizard da auch ordentlich abheizen würden! In Japan sind wir ja auch schon zwei mal gefragt worden ob wir spielen wollen. Nur bis jetzt hätten wir die Flüge selber zahlen müssen und das war uns dann im Endeffekt ein bisschen zu teuer. Ich kann mich aber erinnern dass das Odin Album in Japan damals auf Platz zwei der Import Charts war. Dafür hat Chicago geklappt. Es muss sich halt ergeben. Oder die nordischen Länder. Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. In der Richtung waren wir noch gar nicht. Das ist aber auch das Geile: es gibt noch genug Länder die unser Ziel sind. Man wird also nie müde!
HIO-Ron: Zu hören das ihr nicht müde werdet freut mich am meisten! Jetzt fällt mir auch nichts mehr intelligentes ein – vielen Dank!

Wizard ist:
  • Arndt Ratering: Bass
  • Snoppi Denn: Schlagzeug
  • Sven D'Anna: Gesang
  • Dano Boland: Gitarre
  • Michael Maass: Gitarre


Interview geführt , veröffentlicht // Ron