Warum ist das Chronical Moshers nach nur ein paar Minuten ausverkauft? Weil es definitiv ein megacooles und gemütliches Festival ist, erneut mit einem variantenreichen und anspruchsvollen Billing. Viel Herzblut und enormes Engagement stecken natürlich auch dahinter und man fand sich heuer schon zum 21. Mal zusammen. Es geht um Metal und um ein gemeinsames Feiern, das merkte man von der Ankunft bis zur Abreise. Die Crew ist enorm freundlich und hilfsbereit, die Wege sind kurz, die Location perfekt an einem Teich, umrahmt von reichlich Baumbestand, der Schatten spendet. Und bei dem heißen Samstag war das auch mehr als angenehm!
Die meisten der knapp 1300 Besucher haben gecampt oder in den Autos übernachtet, das war gut möglich rund um das Waldgebiet und den Teich.
Wer in einer Pension/im Hotel nächtigt, ist auf das Auto angewiesen, denn zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gelände schwer/gar nicht erreichbar und Taxis gibt es hier wohl eher nicht.
Freitag: 09.06.2023, Tag 1
Als wir am Mühlteich ankamen, hatten die Italiener CEREBRAL EXTINCTION mit ihrem technisch brutalen Death Metal, als erste Band des Festivals, ihren Auftritt auf der Bühne. Danach folgten die Münchner ERIDU mit „orientalischen“ Extreme Metal, wobei das für uns aus der Ferne auch nach coolem Black/Thrash klang. Leider haben wir davon nicht viel mitbekommen können, da wir uns erstmal um unseren Platz und den Aufbau der Zelte kümmern mussten. Was wir aber hörten, klang äußerst vielversprechend und die Fans hatten,
nach dem deutlichen Applaus am Ende der Gigs zu urteilen, ihren Spaß mit den beiden Bands.Die tschechischen Goregrinder SPASM waren nur mit Sänger Radim, wie immer im grünen Borat-Kostüm, und Basser Sam auf der Bühne. Da man zur Zeit nur als Duo existiert, mussten die Gitarren und auch das Schlagzeug vom „Band“ eingespielt werden. Die Fans hatten trotzdem ihren Spaß, feierten die Grinder und rotierten lustig im Circlepit.
Gleich danach war eine unserer Lieblingsbands auf der Running Order – die Herren von PURGATORY traten zum Heimspiel in Sachsen an. Und wie! Mächtiger Sound, kraftvolle Vocals von Mirko „Dreier“, eine Walze von drei Gitarren ramponierte die Menge vor der Bühne kolossal nieder mit reinem „Death Fuckin‘ Metal“, so wie wir das lieben! Fäuste hoch, ausgeprägtes Haare bangen und einfach genießen! Überrascht hatte uns, dass an der zweiten Gitarre ein neues altes Gesicht auf der Bühne stand. Peter, der ehemalige langjährige Bassist der Band, hatte seinen ersten Auftritt als „Live-Gitarrist“ und machte einen verdammt guten Eindruck – und hatte sichtlich viel Spaß bei der Sache. Die Jungs aus Nossen haben wieder einen sehr guten Job gemacht!
Zum Zeitpunkt der Erstellens des Berichtes, kam die Nachricht, das Peter wieder als festes Mitglied bei Purgatory spielt.
Die Niederländer PESTILENCE konnten die Fans und uns mit ihrem alten Material begeistern. Die neueren Songs der Band hingegen konnten live nicht so richtig punkten. Bei ihrem Gig hatten sie zudem ein paar Soundprobleme und man musste diese mit einer kurzen Unterbrechung lösen.
Bo Summer und ILLDISPOSED aus Dänemark begaben sich auf die Bühne. Es wurde langsam dunkel, schnell noch ein Bierchen geholt zum Zuprosten und dann ausgeprägtes Bangen und sich einlassen auf eine knappe Stunde groovigen old school Death, durchbrochen lediglich von den allseits bekannten „tiefsinnigen“ Ansagen des Frontmannes Bo. Am heutigen Abend mal mit einer besonderen Setlist. Denn man wurde gebeten, das gesamte „1-800 Vindication“ Album von 2004 zu spielen. Lediglich die beiden Zugaben (wovon einer „Submit“ von 1995 war) kamen nicht von dieser Scheibe. Man kann bei solch einer Sache geteilter Meinung sein, denn hierdurch kamen eben auch nicht die bekannten Kracher aus anderen Alben zum Einsatz.
Jetzt waren sie endlich an der Reihe, die Rede ist von den US Groove Death Metallern JUNGLE ROT. Und sofort legten die Jungs mit dem Hit „Worst case scenario“ vom 2009er Album „What horrors await“ los. Es folgten viele ältere Songs, aber auch ein paar Stücke vom aktuellen „A call to arms“ Album oder mit „A burning cinder“, ein Song von 2018. Den Schlusspunkt markierte „Face down“ vom 2004er Album „Fueled by hate”. Das Publikum war zwar nicht so sehr bei der Sache wie zuvor bei ILLDISPOSED, aber das lag wohl daran, dass man mit dem Material der Band aus Wisconsin nicht so vertraut war. Ein guter Gig mit tollem Sound, aber ich habe die Band schon überzeugender erlebt.
Mitternacht, Tag 1 – BENEDICTION als Headliner am Freitag. Die Engländer spielen heuer gefühlt überall, aber Benediction geht eigentlich immer! Wie Dave Ingram so treffend sagte: It’s beer o’clock! Solide Darbietung, bereits beim zweiten Song ein erster Moshpit, kollektives Haare- und Körperschütteln bis in die hintersten Reihen. Man genießt eine Setlist voller Kracher wie „Iterations if I“ oder „Scriptures in Scarlet“ und „Vision in the shroud“. Viel Schwermetal, reichlich Bier, laue Sommernacht, das (Metal-)Leben hat schon was!
Samstag: 10.06.2023, Tag 2
13:30 h - Britta Görtz mit CRITICAL MESS. Wir hatten die Death Metal Sängerin vorher noch nie live gesehen, umso mehr haben wir uns darauf gefreut. Stimmlich unheimlich gut, tiefe Growls und helle Screams im Wechsel, alles absolut sauber, nicht künstlich, erzwungen oder gepresst. Für uns die bisher beste Death Metal Sängerin der Szene. Dazu ihre Performance und Bühnenpräsenz wahnsinnig intensiv und publikumsnah! Es ist ein Jammer, dass sich die Band auflösen wird – dazu hat Britta Görtz unserer Petra ein kleines Interview nach ihrem Gig gegeben. „Echo“, die Lieblings-Powerballade der Band (O-Ton Britta), schmetterte man auf die bereits zahlreich vor der Bühne ausharrenden und mit der Band bangenden Metalfans. Eine Band voller positiver Energie. Die Hannoveranerin ist seit fast 20 Jahren im Metal aktiv und das sieht und spürt man in jeder Phase ihres Auftritts. Alles Gute weiterhin, Britta!
Die Österreicher MASTIC SCUM spielten Metal der moderneren Art. Death, Grind, Punk und Hardcore werden hier gekonnt vermischt und zu einer treibenden Mucke aufgekocht. So hatten Freunde der schnellen und harten Töne ihren Spaß. Einige Fans mit Shirts diverser Hardcorebands moshten durch die Menge und feierten die Band ab. Auch die Salzburger hatten sichtlich Bock und Spaß beim Chronical Moshers und das zeigte sich auch in den Ansagen von Sänger Maggo. Natürlich durfte auch das Foto der Band mit Publikum nicht fehlen.
SCHIZOPHRENIA aus Belgien fönten dann erstmal dem Publikum mit ihrem pfeilschnellen Death/Thrash ordentlich die Haare. Man, was ein geiler Stoff. Old schoolig zeigte die junge Band, dass man auch heute noch den alten Sound mit neuen Songs brandheiß servieren kann. Und auch brandheiß sah der eine oder andere Kerl mit seinen langen Haaren auf der Bühne aus. Sicher sind einige der weiblichen Fans nicht nur wegen der Musik dahingeschmolzen. Mit Cowboystiefeln und weißen Turnschuhen unterstrich man die Thrashattitüde und ballerte Songs des Albums und der beiden EPs in die bangende Menge. Eine rundum starke Sache!
Die Baden-Württemberger IMPERIUM DEKADENZ sind nun auch schon fast 20 Jahre mit ihrem Black Metal in der Szene aktiv und für uns war es der erste Live-Gig des Fünfers. Der atmosphärisch, getragene Black Metal im Midtempobereich wurde mit kalter Stimme serviert und mit passender Bühnenshow präsentiert. Dem zahlreich erschienenen CMOA-Publikum gefiel der Gig und es wurde ordentlich mitgegangen und der Band gehuldigt.
Von DUST BOLT haben wir zwar nur die letzten paar Songs gesehen, aber die hatten es in sich. Die junge Band spielt coolen Thrash Metal und wenn der Sänger und Gitarrist ins Publikum hinabsteigt und in der Menge weiterspielt und singt, macht das natürlich mächtig Stimmung bei den Leuten. Mit ihrem straight forward Thrash hat die Band aus Bayern sicher einige neue Fans dazugewonnen.
Nun zu den Damen von NERVOSA, einer reinen Frauencombo, ursprünglich gegründet 2010 in Brasilien. Die Band hatte über die Jahre immer wieder mit Line-up Wechsel zu kämpfen, ebenfalls 2023. Aktuell kehrte Gründungsmitglied Prika Amaral als neue/alte Sängerin zurück. Man verpflichtete eigentlich Bassistin Hel Pyre – obwohl am Chronical Moshers wieder Mia Wallace den Bass zupfte. Mittlerweile besteht die Formation aus verschiedensten Nationen (Griechenland, Italien, Bulgarien). Somit fehlt das Beständige, die Zusammengehörigkeit, die Einheit, die sichtbar und spürbar ist bei Bands, die lange miteinander verbunden sind. Die Musikerinnen sind schön anzusehen, aber für einige wurde es recht bald langweilig. Mir und anderen hat das straight forward Geballer gut gefallen und vor allem in den ersten Reihen hatten die Fans ordentlich abgebangt.
Das schwedische old school Thrash-Commando THE CROWN muss man niemandem mehr vorstellen. 55 Minuten lang gab es hier „Hau den Lukas“. Hart, schnell und brutal sind die Songs von THE CROWN und so wurden aus dem nunmehr 25-jährigen Backkatalog der Band etliche Hits auf die Fans losgelassen.
Zeit zum Ausruhen gab es heute nicht mehr, denn nun stand die Highspeed Death/Grind Formation MISERY INDEX aus den USA auf dem Programm. Bekannt tight und brutal ballerten die Jungs aus Baltimore ihr Material ins Publikum. Dabei viele neue Songs, aber auch alte Klassiker wie „The great depression“ vom 2003er Album „Retaliate“ oder der All-time-Favorit „Traitors“ vom gleichnamigen 2008er Album sorgten für ausgelassene Stimmung.
Kurz vor Mitternacht, letzte Band des Festivals: MESSIAH. Die legendären Death/Thrasher aus der Schweiz wurden als Headliner für den Samstag auserkoren. Messiah wurde bereits 1984 ins Leben gerufen, Mitte der 1990er Jahre auf Eis gelegt; im Jahr 2018 hat man sich dennoch wieder vereint. Die Band hatte einen großen Verlust zu verzeichnen, der ursprüngliche Frontmann Andy Kaina war im Jahr 2021 ausgestiegen und ist leider im vergangenen Jahr verstorben. Am Mikrophon seit Ende 2021 nun Markus Seebach – und vorweggenommen – er machte seine Sache äußerst gut! Im vergangenen Jahr legte man einen fulminanten Auftritt beim Party.San hin und nun wurde das Chronical Moshers in Grund und Boden gespielt. Mit fettem Sound im Rücken wurden viele neue Songs präsentiert, aber auch alte Klassiker wie den 1987er Song „Extreme cold weather“ waren in der Setlist vorhanden. Ohne Abnutzungserscheinungen, kongenial, man sieht der Band die Spielfreude an und das schwappte über auf die Zuhörerschaft. Mit spielerischer Leichtigkeit boten sie einen Nackenbrecher nach dem anderen und somit einen krönenden Abschluss des Festivals, mehr geht nicht!
Jaaa, HEAVY METAL FOREVER! Wir freuen uns schon jetzt auf das kommende Festival 2024 und sind mehr als gespannt, welche Bands uns dann erwarten!
Vielen Dank an den Metalclub Reichenbach, der netten Crew, der immer freundlichen Security sowie Grützer und Bello für die Einladung zu dem großartigen Festival!