Musik - Neues Motörhead Album erscheint Freitag
Er hat dieselbe Konsistenz wie die Einwegflaschen eines berühmten amerikanischen Brauseherstellers: Ian Fraiser Kilmister, besser bekannt als Lemmy, ist einfach unkaputtbar. Eine große, bullige Mischung aus Berufsunikum, Hellraiser sowie Kultfigur. Und seit Mitte der 70er die einzig wahre Ikone des phonstarken Hardrocks.
Einer, der selbst mit inzwischen 60 kein bisschen leiser ist, nie irgendwelche kommerziellen Zugeständnisse eingeht, sondern einfach nur beharrlich sein Ding durchzieht. Mit den charakteristischen schwarzen Klamotten, bodenständigem Power-Rock und natürlich mit Motörhead.
Eine Band, die neben Lemmy noch aus dem meist unterschätzten Philip Campbell und dem überragenden Drummer, Michael „Mikkey Dee“ Delaouglou besteht, und die mit „Kiss Of Death“ bereits in die 23. Album-Runde geht. Laut Lemmy mit ansteigender Tendenz: „Wenn du mich fragst, ist die neue Platte sogar noch besser als „Inferno““, so der Mann, der einer strengen Diät aus Jack Daniels und Filterzigaretten frönt. „Es ist besser arrangiert, die Songs sind stärker, und Phils Gitarren-Performance ist so gut wie lange nicht mehr.“
Ein Selbstbewusstsein, das nicht von ungefähr kommt. Denn mit den 12 Stücken, die erneut in den Paramount Studios in LA entstanden und von Cameron Webb produziert wurden, übertrifft der Wahl-Kalifornier und selbsternannte King des Rainbow Bar & Grill selbst die kühnsten Erwartungen.
Angefangen beim rasanten, einpeitschenden Opener „Sucker“. Ein wuchtiges Stück Biker-Rock mit messerscharfen, dreckigen Riffs, polternde Double Bass-Drum und einem Sänger, der mit manischem, hasserfüllten Reibeisenorgan über die eigene, anhaltende Mission als Rock-Psychopath sinniert. Motörhead at their sickest best.
Was auch für die nachfolgenden Stücke gilt: „One Night Stand“ ist – rein musikalisch - ein Manifest des klassischen Brit-Rocks. Und inhaltlich eine Hommage an das Leben auf Tour, mit schnellem Sex, literweise Alk, echter Männerfreundschaft und dem Bekenntnis: „I love American girls.“ Lemmy, der einsame Wolf. Immer auf der Suche, oft auf Tuchfühlung, aber in seinem tiefsten Inneren einsam und tieftraurig. Eine Paraderolle, die er bis zuletzt auskostet und lebt. Süffisant, genüsslich und absolut überzeugend.
Genau wie den Underdog vom Dienst, der in „God Was Never On Your Side“ seine Kinderstube als Sohn eines Vikars thematisiert. „Gott hat mich nicht vernachlässigt, er hat mich komplett ignoriert. Deshalb ist das Stück auch eine Warnung an all die Idioten, die immer noch an ihn glauben. Eben: Sorry, aber verlasst euch besser nicht auf ihn. Denn er wird eure Gebete nicht beantworten. Gott ist taub, blind und dumm. Was aber nicht heißt, dass ich mehr auf den Teufel stehe – die können sich beide ins Knie ficken.“
Genau wie alle Kritiker und Kleingeister, die behaupten, Motörhead würden schon seit Jahrzehnten das immer gleiche Album aufnehmen, bzw. nur eine Gangart und einen Sound kennen. Eine Theorie, die Lemmy auf seine eigene, charmante Weise ad absurdum führt – mit einer stilistischen Vielfalt, die selbst gestandene Fans des Dreiers überrascht.
Denn neben hymnischen Rockern wie „Devil I Know“, serviert der ehemalige Hawkwind-Bassist auch bluesige Nummern wie das Outlaw-Manifest „Under The Gun“, den Boogie Woogie von „Christine“ und den knüppelharten NWOBM-Ausflug „Trigger“. Im bereits erwähnten „God Was Never On Your Side“ lebt er dann noch seine sanfte Seite aus. Mit einem wunderbaren Akustik-Blues, der allerdings nur 40 Sekunden wähnt – dann verfällt er wieder in den bewährten, elektrifizierten Motörhead-Sound.
Somit sind die 12 Stücke von „Kiss Of Death“ beides: Archetypisch, aber auch erfrischend anders und ungemein vital. Dafür sorgen allein Gastauftritte von C.C. DeVille und Alice In Chains-Bassist Mike Inez, den Lemmy – natürlich – im Rainbow getroffen hat. „Ich habe ihn gefragt, ob er auf dem Album spielen möchte, und er hat sich vor Begeisterung fast in die Hose gemacht. Am nächsten Tag ist er dann zu uns ins Studio gekommen, und hat den Song in drei Takes eingespielt. CC hat übrigens nur einen Take gebraucht.“
"Kiss of Death", das brandneue Motörhead Studioalbum erscheint am 25.08.2006!

Motörhead auf Tour:
29 Nov 2006 D Düsseldorf Phillipshalle
1 Dez 2006 D Magdeburg AMO
2 Dez 2006 D Leipzig Haus Auensee
3 Dez 2006 D Bremerhaven Stadthalle
5 Dez 2006 D Berlin Columbiahalle
7 Dez 2006 F Paris Zenith
8 Dez 2006 D Lingen Emslandhallen
9 Dez 2006 D Trier Messeparkhalle
11 Dez 2006 D Stuttgart Messe Congresszentrum B
12 Dez 2006 D München Zenith
UnDerTaker am 23.08.2006, 15:41