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Festivalbericht zum 20. Protzen Open Air 2017

22.06. - 25.06.2017

Protzen open air Fett, super, geil… mehr müsste man eigentlich zum 20. Protzen Open Air gar nicht schreiben, denn genau so simpel könnte das Resümee sein. Aber für diejenigen, die es etwas detaillierter mögen, folgt hier noch eine knappe Zusammenfassung des Festivals im brandenburgischen Protzen.
Das POA lockte wieder 1000 Fans in das kleine 500-Seelen-Dörfchen. Nicht nur wegen des wieder vorzüglichen Billings ist das POA bereits im dritten Jahr in Folge ausverkauft gewesen, diesmal sogar bereits nach 3 Tagen Vorverkauf! Denn das POA bedeutet auch familiäre Atmosphäre, nette Leute, Freunde treffen, humane Preise, gutes und abwechslungsreiches Essen, Lagerfeuer(romantik), Partymucke abends nach den Gigs und und und… also viele gute Gründe sich sein Ticket zeitig zu besorgen. Auch anders als andere Festivalveranstalter macht Mario kein großes Gehabe um Bandveröffentlichungen und haut jedes Jahr schon einen Großteil der Bands für das nächste POA zum Abschluss des laufenden Festivals raus. Dies zeigt, dass Mario schon lange vorausplant und seine treuen Fans nicht lange zappeln lassen will – tolle Sache, wie ich meine.
Zum 20-jährigen Jubiläum hatten sich Mario und seine Leute etwas Neues ausgedacht und das Konzept um eine Zeltbühne erweitert, auf der am Donnerstagabend und an den beiden folgenden Tagen nachmittags Bands auftraten. Abends fand im selbigen Zelt, wie gewohnt, die Aftershowparty mit Mucke aus der Konserve statt.

Nachfolgend meine Eindrücke, die ich bewaffnet mit Foto, Stift und Notizblock für euch gesammelt habe…

Donnerstag:
Nachdem wir für die 600 km rund 13 Stunden Fahrzeit benötigten, da wir eine Vollsperrung wegen eines brennenden LKWs, Stau wegen eines umgestürzten LKWs in einer Baustelle sowie Gewitter und umgestürzter Bäume hatten, kamen wir erst spät am Abend an unserer Unterkunft an. Als dann noch ein stundenlanger Wolkenbruch niederging, beschlossen wir, nicht mehr auf das Festival zu gehen.

Freitag:
Into Darkness
Into Darkness
Der Freitag begann mit Into Darkness , welche schon viele Leute in den Hangar gelockt hatten. Sebastian Längerer und Co. ballerten ihren Death Metal mit Grindanleihen mächtig fett von der Bühne und spaßige Ansagen hatte der Fronter der Heidelberger auch zu Genüge parat. Mittlerweile 22 Jahre sind die Jungs am Start und haben in dieser Zeit drei Alben und ein paar EPs/Demos veröffentlicht. In Südamerika ist man regelmäßig auf Tour, aber in Deutschland hat man den ganz großen Durchbruch noch nicht geschafft. Sicher hat man heute einige neue Fans gewonnen und positive Aufmerksamkeit erregt.

Arroganz
Arroganz
Die Blackened Death Metaller Arroganz aus Cottbus bekamen den verdienten Zuspruch der Fans und legten einen gewohnt geilen Auftritt aufs Parkett und pusteten uns mit der knarzig crustigen Mucke ordentlich die Ohren durch. Die finsteren Kameraden machten mächtig Stimmung, dankten, wie viele andere Bands danach auch, dem Protzen Mario für das gelungene POA und die 20 Jahre Durchhaltevermögen. Live ist Arroganz einfach ein Macht und bisher habe ich noch nie einen schlechten Gig der Band gesehen.

Danach stand mit Sabiendas wieder reiner Death Metal auf dem Programm. Seit 11 Jahren sind die Deutschen schon aktiv, aber für mich war es der erste Auftritt
Sabiendas
Sabiendas
der Band. Selbst beschreiben Sabiendas ihren Sound angelehnt an Grave und insgesamt den US-amerikanischen Death Metal, hier insbesondere Morbid Angel und Cannibal Corpse. Mit Alexandra Rutkowski war hier die erste Frau auf der Festivalbühne und bediente die Klampfe vorzüglich. Der Hangar war wie gewohnt gut gefüllt und die Fans gingen heftig mit. Sänger Jan imponierte mir mit Ronnie James Dio, welcher als Tattoo von seinem Bein grinste. Ein guter Gig, aber an die oben zitierten Vorbilder reichte man noch nicht ganz heran.

Bearded Bastards
Bearded Bastards
Im Zelt war nun der erste Act am Start. Die Potsdamer Bearded Bastards sprangen kurzfristig für die Belgier Dehuman ein, die ihren Auftritt drei Tage zuvor abgesagt hatten. Die Bärtigen spielten einen ordentlichen, nicht ganz so ernsthaften, Death Metal Gig, der den Anwesenden sichtlich gefiel.
Generell hatte Mario mit einigen Problemen und Absagen im Billing zu tun. So sei das unsägliche Gehabe um Massacre zu nennen, sowie Absagen von Misery Index, Haemorrhage und eben Dehuman.

Harmony Dies
Harmony Dies
Harmony Dies machten im Hangar mit ihrer groovigen Mucke mächtig Stimmung. Im Publikum war eine erstmals nennenswerte Anzahl an Matten am Kreisen und Sänger Keksgrinder war gut bei Stimme und machte ebenfalls den Propeller an.

Im Zelt kamen nun Atomwinter an die Reihe. Die Niedersachsen waren ebenso bärtig
Atomwinter
Atomwinter
wie ihre Vorgänger im Zelt, (wenn nicht sogar noch mehr), hatten mächtig lange Matten und spielten knarzig derben old school Death Metal. Der räudige Sound und die wilde Performance begeisterten die Fans und vor der Bühne ging mächtig die Party ab. Auch Atomwinter nehmen sich und ihre Musik nicht ganz so ernst, was auch die Bühnendeko zeigte und die teils spaßigen Ansagen unterstrichen. Bisher ist man noch nicht über den Undergroundstatus hinaus gekommen, aber hier hat man sich bestens präsentiert und wohl auch einiges an Merchandise verkaufen können.

Decembre Noir
Decembre Noir
Die Doom Death Combo Decembre Noir hatte es an diesem Tag schwer, neben den ganzen Knüppelbands, mit ihrem doch eher melodischen Metal aufzutrumpfen. Dennoch lockte die Band relativ viele Fans in den Hangar und konnte diese mit ihrem Programm überzeugen. Den melancholischen und gefühlvollen Metal, der auch etwas an Paradise Lost und Type O Negative erinnert, unterstrich Sänger Lars, in dem er an diesem Abend ein Type O Negative T-Shirt trug.

Deserted Fear
Deserted Fear
Nach einer kurzen Pause zum Verköstigen von diversen Alkoholika und netten Gesprächen mit neu angereisten Freunden, ging es für mich mit Deserted Fear weiter. Der Hangar war sehr gut gefüllt und das Publikum ging bis in die vorletzte Reihe voll mit. Es wurde heftig gebangt und die Songs mit viel Applaus bedacht. Der Sound war mächtig, fetter Groove und eine Double Base, die derbe in die Magengrube drückte – das war schon massiv, was da aus den Boxen hämmerte. Deserted Fear spielten gewohnt souverän und mit sichtbarer Freude, beim Anblick der begeisterten Meute, ihr Set an „alten“ und neuen Songs von ihren Papptellersetlisten herunter, (welche mit Hand beschriftet und am Boden befestigt waren). Laut Ansage der Band wäre dies der erste Festivalgig in diesem Jahr und das Protzen Publikum hätte stimmungsmäßig schon mal toll vorgelegt. Der knarzige old school Death Metal, die tiefen kratzigen Vocals, die brutale Drumperformance sowie die authentische Freude und Bühnenperformance machen die Thüringer Band zu einem Must See auf jedem Festival.

Milking the Goatmachine
Milking the Goatmachine
Milking the Goatmachine sind „alten“ Protzen Besuchern schon länger bekannt, war es doch nicht der erste Auftritt der verrückten Ziegen mit ihrem bollernden Death/Crust/Grind Metal auf dem POA. Heuer nur zu Dritt am Start, aber gewohnt professionell, legte man einen klasse Gig aufs Parkett. Der Wolf, (obwohl auf dem POA anwesend), und sonstige Spaßeskapaden gehörten dieses Mal nicht zum Programm, dafür aber fette Grooves, feine Gitarrenriffs von Daniel, hämmernde Drums von Timo hinter der Schießbude und brutale Growls vom Schreihals und Gitarrist Fernando. Auch wenn die Musiker ihre Band mehr als Spaßprojekt betreiben und gerne mal einer kleinen Sause mit Alkoholeskapaden nicht abgeneigt sind, sind hier doch ernsthafte geniale Musiker am Werk. Da verzeiht man gerne die gelegentlichen Leadgitarrenverhaspelungen, die heute zu hören waren. Dem POA Publikum, die dem Grindcore eh nicht abgeneigt sind, hat der Gig mächtig Spaß gemacht und vorne tobte der erste Moshpit des Tages.

Master
Master
Als Co-Headliner waren nun Master an der Reihe. Die Death/Thrash Metal Kapelle um Mastermind Paul Speckmann spielten tight und tadellos ihren Gig herunter und das Publikum genoss die Darstellung. Der schnörkellose, geradlinige, stark thrashige Metal, der mit gewohnt zurückhaltender Stageaction präsentiert wird, konnte mich noch nie einen kompletten Gig lang vor der Bühne halten und auch hier machte ich mich nach geraumer Zeit auf, um zu schauen, was der Cuba Libre und Mexikaner vom Spirituosenausschank so alles mit einem anstellt. ;)

Zum Schluss folgte noch ein echtes Schmankerl, denn Mario hatte eine holländische Death/Doom Institution als Headliner verpflichtet.
Asphyx
Asphyx
Als die harten Jungs mit einem gemieteten Hippi-Bus auf das POA Gelände fuhren, konnte viele ein Grinsen nicht verkneifen und auch Frotzeleien anderer Bands mussten die langhaarigen Kerle von Asphyx über sich ergehen lassen. Aber für die Jungs gibt es nichts, was man nicht mit ein paar kühlen Bierchen richten könnte. Als die Zeit reif war, waren Asphyx in Top-Form und legten gewohnt fulminant los. „Divison Brandenburg“ passte für Protzen, was ja bekanntlich in Brandenburg liegt, als Opener wie die Faust aufs Auge. Und die volle Hütte ging steil, jetzt konnte man sehen, dass viele hier auf diesen Gig gewartet hatten. Haare flogen, Fäuste wurden gereckt und heftig gebangt. Als Nächstes folgte „Wardroid“, der ebenfalls wie der Vorgänger vom aktuellen Album „Incoming Death“ stammt. Weiter ging es mit dem alten Kracher „MS Bismark“ und den beiden Songs „Deathhammer“ und „Scorbutics“. Martin war bei bester Laune und klopfte seine frechen Sprüche, Gitarrist Paul fegte wie ein Derwisch über die Bühne, Drummer Husky, (ausnahmsweise nicht aus dem Land der Frikandel), machte ebenfalls einen Bombenjob und Basser Alwin
Fans bei Asphyx
Fans bei Asphyx
stand wie ein langhaariger Fels in der Brandung auf der Bühne. Weiter ging der Reigen mit „Der Landser“, dem old school Brettern „Wastland Of Terror“ von 1991 und „Forgotten War“ von 1992. Mit „Forerunners Of The Apocalypse“ wurde mal wieder einer der 2016er Songs rausgehauen. Als dann „The Rack“ folgte, dachten viele, dass die Show nun vorbei war, aber weit gefehlt. Denn jetzt legten Asphyx mit „Death: The Only Immortal“ und dem Schlusssong „Last One On Earth“ vom gleichnamigen 1992er Album nach und rundeten damit den tollen Abriss ab. Ein würdiger Headliner, der den Fans eine tolle Show geboten hat und von eben diesen mächtig abgefeiert wurde. Ein Wermutstropfen war leider, dass der Sound nicht so mächtig und klar war wie bei den Bands zuvor. Was wohl daran lag, dass Asphyx einen eigenen Mischer mitgebracht hatten.

So konnte man dann getrost im Anschluss am Lagerfeuer abhängen oder im Partyzelt zu Metal und Rockmusik seinen Spaß haben. So kam es für uns, dass wir erst im Morgengrauen langsam und bester Laune Richtung Unterkunft marschierten.



Samstag:
Die ersten beiden Bands Terrible Sickness und Cryptic Brood haben wir leider verpasst, da wir nach der kurzen Nacht erst mal wieder auf die Beine kommen mussten.
Demonbreed
Demonbreed
So gaben wir dann richtig Gas, um die wackeren Helden von Demonbreed zu sehen. Denn das ist ein Augen- und Ohrenschmaus, den man sich nicht entgehen lassen darf. Nicht umsonst haben wir die Band für unser Path of Death VI im Oktober gebucht. Der druckvolle, alles zerstörende Schwedentod der Hessen begeisterte nicht nur mich, sondern auch die zahlreich beigeströmten Fans, die heftig abbangten und jeden Song mit viel Applaus bedachten. Im Publikum waren auch einige andere Musiker, die mit der Band ihre Späße machten, aber Sänger Jost und Gitarrist Daniel sind auch nicht auf den Mund gefallen und so machten sie die Späße mit. Die Soundwand blies einem mächtig um die Ohren und die beiden Sänger Jost und Fernando, der nebenbei auch noch die zweite Gitarre spielt, growlen und grinden, was die Stimmbänder nur so hergeben. Wer die Band aus Ex-Lay Down Rotten, Milking the Goatmachine, Miseo und Skinned Alive Members noch nicht gesehen hat, der sollte das unbedingt nachholen. Fazit zum Gig: Eine einzige große Metalparty, auf und vor der Bühne!

Revel in Flesh
Revel in Flesh
Der nächste Act sollte ebenfalls kein Auge trocken lassen, denn die Schwaben von Revel in Flesh waren gekommen, um uns das Fürchten zu lehren. Leider waren einige Leute abgewandert, aber dennoch hatten RiF einen gut gefüllten Hangar zu beackern. Räudiger old school Death Metal ist die Hausmarke von RiF und Songs wie der ältere „Shadowbreeder“ oder die aktuellen „Fortress Of Gloom“, und „Torture Throne“ treten mächtig Arsch. Weitere Songs waren an diesem Nachmittag „In The Name Of The Flesh“, „Death Kult Legions“ und „Cryptcrawler“. Als Schlusssong kam selbstverständlich das UFO Cover „Dr. Dr.“, was einfach ein geiler Partysong ist. Die energiegeladene Live-Performance der Band rundete das Gesamtbild ab und so verließen die Anwesenden ausgepumpt und mit einem glücklichen Grinsen nach dem Gig den Hangar, denn draußen im Zelt machte sich die erste Zeltband des Tages bereit.

Torturized
Torturized
Und dies war die Magdeburger Abrissbirne Torturized . Brutalo Death Metal mit Deathcore-Einschlag war angesagt. Mit mächtigem Sound machte man von Anfang an keine Gefangenen und es gab mächtig auf die Zwölf. Unser alter Kumpel Lu am Gesang machte eine sehr gute Figur und growlte so tief und finster, dass mir der gute alte Glen von Deceide in den Sinn kam. Auch wenn der Basser Peter und Gitarrist Tom gar nicht so in das visuelle Death Metal Schema passen, machten sie mächtig Dampf und rotierten energiegeladen auf der gar nicht so kleinen Zeltbühne herum. Gitarrist Siggi und Drummer Lars legten ebenfalls eine tadellose Show aufs Parkett. Mit ihrem aktuellen Album „Omnivore“ im Gepäck föhnte Torturized mit ihrem harten Sound à la Origin und Cattle Decapitation dem staunenden Publikum die Haare weg. Etwas verstörend fand ich die hohen quietschenden Gesangseinsprengsel von Lu, welche aber auf meine Nachfrage hin als „künstlerisches“ Element zwingend dazu gehören sollen. Viele der anwesenden Fans hatten die Band das erste Mal gesehen und waren schwer beeindruckt. Bleibt zu hoffen, dass die Magdeburger endlich ein Label finden, welches den nötigen Support bietet.

Facebreaker
Facebreaker
Jetzt wurde es Schwedisch im Hangar, denn die Groovemaschine Facebreaker holten zum großen Fratzengeballer aus. Irgendwie machen die sympathischen Schweden ihre Sache richtig, denn der Sound und die Präsenz der Band sind schon seit jeher beeindruckend. Dies zeigte sich auch am zahlreich vorhandenen Publikum und den vielen fliegenden Matten und Kopfnicken in der Menge. Die Songs wurden mit viel Applaus bedacht und lauthals nach einer Zugabe verlangt. Die Instrumentenfraktion konnte den besten tiefgestimmten Groove des Tages aus den Boxen zaubern und Sänger Roberth Karlsson, der mit neuer Kurzhaarfrisur überraschte, growlte ebenso tief und machte eine gute Figur. Beide Daumen hoch für die Band.

Wojczech
Wojczech
Im Zelt standen nun die mir bislang unbekannten Wojczech auf den Brettern. Und was da für ein apokalyptisches Gebretter kam, war nicht von schlechten Eltern. Schneller, aggressiver Death Grind mit heftigem Geschrei von Fronter Danilo. Seit 1995 sind die Rostocker nun schon aktiv und unsere Wege hatten sich bislang noch nicht gekreuzt. Das Zelt war nur mäßig gefüllt, dennoch hatten sich einige Banger vor der Bühne eingefunden. Nach ein paar Songs wollte der krasse Gesangssound mir nicht reinlaufen. So bin ich dann erst mal wieder Richtung Theke abgewandert.

(Porn)grind aus Holland war nun angesagt, denn Cliteater enterten die Bühne in der Blechhütte,
Cliteater
Cliteater
die übrigens zu DDR Zeiten mal eine Mähdrescherhalle war. Wer die krassen Kollegen aus dem Nachbarland kennt, der weiß, dass hier keine Gefangen gemacht werden und nur derbe und schnell straight forward geknüppelt wird. Gesangsikone Joost ist eine charismatische Frontsau, der alle Stimmlagen des Grind und Death beherrscht und das Publikum anstachelt. Die Band nimmt sich und ihre Texte nicht so ernst und ist für jeden Quatsch zu haben, allerdings gibt es auch den einen oder anderen nachdenklichen Text im Repertoire. Die Hütte war selbstredend gut gefüllt und die Menge hatte ihren Spaß bei Cliteater.

ISLAY
ISLAY
Nicht weniger lustig geht es mit den abgedrehten Emsländern von ISLAY zu. Schon zum zweiten Mal durften die Jungs hier ihre Performance zeigen. Moderner Death Metal wird hier pfeilschnell runtergebrettert und mit dem Kreischgesang von Sänger Chicken garniert. Dass er den Metalbizz nicht so ernst nimmt, ist bekannt und nach wenigen Songs bringt er immer seinen Speckbauch in Erscheinung, tänzelt und albert auf der Bühne herum. Den Fans gefällt das und so waren erstaunlicherweise viele im Zelt aufgelaufen und feierten mit den durchgeknallten Typen eine rauschende Metalparty.

Obscurity
Obscurity
Der nächste Act waren die bergischen Löwen von Obscurity . Diese hatte ich seit ca. 10 Jahren nicht mehr gesehen, aber ihre Platten nie aus den Augen verloren. Damals waren die Jungs irgendwie ein Klon der frühen Amon Amarth, was ja nichts Schlechtes ist, aber über die Jahre hat man seinen eigenen Stil mehr und mehr herausgearbeitet. Der kriegerische Death/Viking Metal von Obscurity kam im Publikum und bei mir gut an, es wurde ordentlich mitgemacht und die Fäuste zur martialischen Darbietung gereckt. Im Programm waren Songs vom kommenden Album „Streitmacht“ und den älteren Alben. Vor allem der neue Song „793“ ist ein wahrer Hammer, der einen in seinen Bann zieht. Eine geniale Nummer, die, wie die anderen Songs auch, von den Fans hart abgefeiert wurden. Tolle Leistung der Streitmacht aus Velbert in NRW.

Disaster K.F.W.
Disaster K.F.W.
Disaster Klassischer Friedhof Weimar oder besser unter der Kurzform Disaster K.F.W. gaben den Abschluss und Abschuss auf der Zeltbühne. Das letzte Mal konnte ich die Band vor 10 Jahren auf dem Party.San erleben und freute mich darauf, diese endlich wieder mal live sehen zu können. Vor vielen Fans spielten die Weimarer „tanzbare“ gruftige Death/Grind Mucke, die zum Mitbangen und Mitfeiern animierte. Sänger Sören hat sich in den 10 Jahren kaum verändert und stand wie damals rank und schlank und mit freiem Oberkörper auf der Bühne und lieferte, wie auch der Rest der Band, eine energiegeladene Show ab. Zum Schluss folgte der Kracher „Doppelkorn“, der einen spontanen Circlepit in Fangrindmanier hervorrief und den die Kaputtnicks von ISLAY begeistert anführten. Es war deutlich zu sehen, dass die Band ebenso wie die Fans ihren Spaß bei diesem Auftritt hatte. Hut ab, super Auftritt!

VIU DRAKH
VIU DRAKH
Die deutschen Crust/Deather von VIU DRAKH hatten sich nach 15 langen Jahren Bühnenabstinenz zur Jubiläumsausgabe des Protzen Open Air wieder zusammengefunden. Nach fünf Veröffentlichungen hatten die Vier aus Sachsen-Anhalt ihre Band auf Eis gelegt, um sie nun (vorerst) für ein paar Gigs wieder zu reaktivieren. Und es hat sich gelohnt, die Hütte war voll und das Publikum bekam crustigen Death Metal geboten, der keineswegs eingerostet klang oder dargeboten wurde. Sänger und Gitarrist Thomas Fischer, mit Glatze und Judas Priest T-Shirt, und seine Mannen zeigten eine tadellose Performance.

Schirenc plays Pungent Stench sprangen kurzfristig für die Amis von Massacre ein, die sich verkracht haben. Was dem Protzener Publikum gar nichts ausmachte,
Schirenc plays Pungent Stench
Schirenc plays Pungent Stench
denn Pungent Stench sind hier immer gerne gesehen und gehört. Mastermind Schirenc überraschte mit neuer Kurzhaarfrisur, also mit Glatze, spielte aber eine geile Show wie eh und je. Basser Danny Vacuum erschien mit einem blauen Müllsack eingehüllt auf der Bühne. Einzig Mike G. Mayhem an den Drums war ganz „der Alte“ geblieben. Wie bei Bolt Thrower gibt es auch von den Death/Grinder aus Österreich kein neues Material zu hören, denn das letzte Album „Ampeauty“ kam 2004 heraus. So spielte die Band einen tadellosen Gig mit ihrem alten Stoff und den old school Fans gefiel die Show.

Ektomorf
Ektomorf
So langsam näherte sich das POA 2017 nun dem Ende und der Headliner/Co-Headliner Ektomorf enterte die Bühne und bretterte gewohnt groovig los. Der moderne Death Metal mit Jump-Einlagen ist nicht Jedermanns Sache, aber diejenigen, die den Hangar besucht haben, sind mit der Band mächtig steilgegangen. Die Ungarn sind live eine Macht und demonstrieren eine unglaubliche Energie auf der Bühne. Frontmann Zoltán Farkas heizte das Publikum immer wieder an und ist ein sympathischer Typ mit guter Stimme. So bekamen auch die Freunde moderneren Metals von Mario eine würdige Band serviert.

Als Headliner oder Partyact waren nun die Irren von Manos auf der Bühne. Und man hatte wieder allerhand Spielzeug für die Fans mitgebracht und vorher Backstage mühsam zusammengebaut.
Manos
Manos
Allen voran die große Kinderrutsche, die zuerst auf der Bühne und später im Publikum platziert wurde und von den Fans während des Gigs eifrig beackert wurde. Während die Fans ausgelassen feierten, spielten die Spaßgrinder Eule, Ratze und Andrew einen Manos-Klassiker nach dem anderen herunter. Für den bierernsten Metaller sicher keine ernstzunehmende Band und noch weniger ernstzunehmende Show, aber für die meisten anderen ist Manos einfach Kult und sehens- und hörenswert.
Die letzten Minuten des Gigs gehörten denn auch Veranstalter Mario, Ehefrau Andrea sowie Atzek, die auf die Bühne gebeten und bejubelt wurden. Mario hielt eine kurze Dankesrede und dann wurde zusammen eine paar Schunkellieder gesungen.

So endete denn leider wieder der offizielle Teil eines weiteren tollen Protzen Open Air für uns. Aber selbstverständlich wurde noch im Partyzelt weiter gefeiert und die milde Sommernacht am Lagerfeuer genossen. Mit Freunden wurden ein paar Biere, Wodkas und Mexikaner getrunken.
So verabschiedeten wir uns denn gegen fünf Uhr in der Früh, als die meisten in ihren Zelten verschwunden waren und schlummerten. Wieder mal haben wir ein großartiges Festival erleben dürfen und werden sicher nächstes Jahr wieder am Start sein.
Abermals vielen Dank an Mario und Andrea Grimmer für den Support sowie allen Helfern und Fans!
Protzen Partyzelt Crew Fans Fans Fans bei Manos
Ebenfalls gebührt mein Dank:
Charly und Ivon für die leckeren Gin Tonic, Cuba Libre, Tequila, Mexikaner, Whisky Cola, Wodka Lemon, ...
Revel in Flesh für den leckeren Wodka-Nuss-Schokoladen-Schnaps, mit was weiß ich noch alles für Ingredienzien.
Mieze und Katja, René und Geli, Hacky, Frog war schön euch wieder zu treffen.

Verfasst von Pit aka UnDerTaker
Lagerfeuer zum Abschluss